Eine gute Beziehung zu sich und anderen haben – das macht soziale Kompetenz aus. Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke und Selbstbewusstsein bereichern nicht nur das Privat-, sondern auch das Arbeitsleben. Die sogenannten „Soft Skills“ sollen laut einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung rund 40 Prozent des beruflichen Erfolgs ausmachen. Doch die soziale Intelligenz ist nicht per se eine natürliche Charaktereigenschaft, sondern wird im Laufe des Lebens erlernt und muss gefördert werden. Dabei kann das Musizieren helfen.
Chor und Instrument: Mehr als nur Musik
Endlich die ersten Griffarten auf der Geige meistern oder eine erfolgreiche Probe mit dem Chor absolvieren – durch das Erlernen eines Instruments oder Gesangsunterricht erfahren Kinder die gesamte Bandbreite an sozialen Erlebnissen. Jede Unterrichtsart bringt dabei ihre ganz eigenen Lektionen und Vorteile mit sich:
Einzel-Musikunterricht
Ohne ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten fällt es aufwachsenden Kindern schwerer, soziale Empathie gegenüber anderen zu entwickeln. Sozialkompetenzen im Umgang mit sich selbst können daher durch den Einzel-Musikunterricht gestärkt werden:
- Selbstwertgefühl
- Musizierende erfahren Bestätigung bei Erfolgen und lernen, dass sich Engagement auszeichnet.
- Selbstvertrauen
- Durch das Lesen von Noten, das Spielen eines Instruments oder Stimmtraining werden die eigenen Fähigkeiten ausgebaut.
- Selbstbeobachtung
- Niederlagen gehören zum Musiker-Alltag dazu. Im Musikunterricht lernt das Kind, wie man sie überwinden kann.
- Eigenverantwortung
- Zum Musikunterricht gehört maßgeblich, dass Kinder selbstständig etwas erlernen müssen.
- Selbstdisziplin
- Verbesserungen im Umgang mit dem Instrument oder beim Singen entstehen nur durch zielstrebiges Arbeiten.
- Lernende müssen sich selber motivieren.

Geigenunterricht führt nicht nur zu schönen Klängen, sondern sorgt auch für mehr Selbstvertrauen.
Gruppen-Musikunterricht (Orchester und Chor)
In der Gruppe ein Musikinstrument lernen, im Chor singen, oder in einer Band spielen – ohne Teamarbeit und gute Kommunikation führt das zu falschen Tönen. Gerade Sozialkompetenzen im Umgang mit anderen können durch den Gruppen-Musikunterricht gestärkt werden:
Hilfsbereitschaft
- Eine Gruppe ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.
- Anerkennung
- In der Gruppe werden Leistungen anerkannt.
- Empathie (Mitgefühl bzw. Einfühlungsvermögen)
- Musik weckt Emotionen.
- Musizierende nehmen den Stimmklang der anderen genauer wahr. Das schult das eigene Ohr und macht es leichter, die Stimmung eines Menschen über die Stimme zu erahnen.
- Kompromissfähigkeit
- Gute Musik entsteht erst im Zusammenspiel.
- Kritikfähigkeit
- In der Gruppe merken Kinder, dass niemand perfekt ist.
- Kritik gehört zum Musikeralltag dazu – Kinder lernen, sie nicht persönlich zu nehmen.
- Wertschätzung
- Jedes Kind hat seine Stärken und Schwächen und bereichert mit seiner Individualität die Gruppe.
- Respekt
- Musik in der Gruppe zeigt, was andere schaffen können.
- Kommunikation (Sprachkompetenz)
- Musizieren ohne sprachlichen Austausch ist nicht möglich.
- Zusätzlich zum Sprechen muss in der Gruppe auch einander zugehört werden.
- Interkulturelle Kompetenz
- Musik ist global. Durch den Kontakt mit Musik aus aller Welt wächst die Wertschätzung für andere Kulturen.
- Teamfähigkeit
- Ob Chor, Orchester oder Band: Die Musikgruppe ist ein Team und muss lernen, auch als solches zusammenzuarbeiten.
- Motivation
- Im Musikunterricht muss ein Kind lernen, sich selbst und auch andere zu motivieren.
- Konfliktfähigkeit
- Konflikte werden als normal und notwendig aufgefasst. Dadurch werden Werkzeuge erlernt, um sie rational zu lösen.
Die Studie zum Hofer Modell (LMU)
Dass Musizieren einen positiven Effekt auf die soziale Kompetenz hat, scheint auf der Hand zu liegen. Eine Studie unter der Leitung von Professor Dr. Ernst Pöppel vom Humanwissenschaftlichen Zentrum an der Ludwig-Maximilians-Universität München bestätigt diese Hypothese.

Links: Hofer Musikschule, rechts: Freiheitshalle in Hof, in welcher die Hofer Symphoniker den internationalen Violinwettbewerb Henri Marteau ausrichten.
Was ist das Hofer-Modell?
Durchgeführt wurde die Studie am „Kulturunternehmen Hofer Symphoniker“ im Jahr 2007. Das Prinzip des Hofer-Modells gründet sich aus der Verbindung eines professionellen Orchesters mit einer angeschlossenen Musikschule und besteht seit 30 Jahren. Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob eine musikalische Ausbildung tatsächlich Einfluss auf die sozialen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen hat, und damit das spätere Leben positiv prägt.
Die Durchführung
21 Musikschüler (im Durchschnitt 20 Jahre alt), der Symphoniker und 21 Personen ohne musikalische Ausbildung aus dem gleichen sozialen Umfeld absolvierten psychologische Tests und eine Magnetresonanztomographie, welche Einblicke in die Abläufe im Gehirn bei emotionalen Belastungen gab.
Dabei wurden vier Bereiche untersucht: Emotionen (Erkennen von Emotionen in Musik, Sprache, Mimik), Persönlichkeit (Gewissenhaftigkeit und Leistungsbereitschaft), geistige Stärken (Konzentration und Lernfähigkeit) und soziales Verhalten (Selbstsicherheit und soziale Intelligenz).

Musikunterricht macht nicht nur Spaß, sondern verbessert auch die Konzentration.
Ergebnisse der Studie:
Aus der Studie ergaben sich fünf Thesen, wie sich Musikunterricht positiv auf die Sozialkompetenz auswirkt.
- Die Aufmerksamkeit und Konzentration der Musikschüler hat sich durch ihre Ausbildung verbessert.
- Hofer-Schüler können Emotionen besser erleben und differenzierter wahrnehmen. Sie verhalten sich auch stabiler gegenüber der Emotion Angst und lassen sich nicht von anderen anstecken. Diese Fähigkeit ist wichtig für das Knüpfen von tiefgehenden Beziehungen.
- Männliche Musikschüler sind selbstsicherer und verhalten sich stabiler gegenüber Kritik als die Kontrollgruppe.
- Weibliche Musikschüler sind leistungsmotivierter und verfolgen Interessen nachhaltiger als ihre Mitschülerinnen, die keinen Musikunterricht besuchen.
- Musikunterricht fördert Zielstrebigkeit, was sich positiv auf die berufliche Weiterbildung und soziale Beziehungen auswirkt.
Aus den Ergebnissen der Studie zogen die Wissenschaftler das Fazit, dass die Förderung und der Ausbau des Musikunterrichts in Deutschland dringend erforderlich seien. Der Fokus liegt dabei auch auf den Transfer-Effekten, die durch eine musische Ausbildung entstehen. Menschen mit gesteigerter Empathie und Ehrgeiz haben einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und können Probleme besser in Teamarbeit angehen.
Auch fordern die Wissenschaftler einen gezielteren Blick auf die Geschlechterunterschiede in der Musikausbildung, die eine differenzierte Förderung notwendig machen.
Mehr über die Studie erfahren Sie hier.
Noten für den Musikunterricht
Einen positiven Effekt auf die Sozialkompetenz hat die Musikausbildung aber nur, wenn Kinder und Jugendliche langfristig Gefallen am Musizierenden finden. Spaß an der Musik ist deshalb unerlässlich. Notenbücher und Unterlagen, die sich für eine musikalische Erziehung mit anhaltendem Spaßfaktor eignen, finden Sie in unserer Kategorie Musikerziehung.
Musikerziehung – unsere Top 5
Für die musikalische Erziehung zu Hause, im Kindergarten und in der Schule haben wir für Sie fünf Unterrichtsmaterialien herausgesucht, die garantiert Freude am Musizieren machen:
- Musik Fantasie: Das Musik Fantasie Schülerheft 1 ist ein Musikbuch, das ideal für das erste Jahr der musikalischen Früherziehung geeignet ist. Kinder lernen spielerisch das Notenlesen, und dürfen ihr Wissen unter Beweis stellen.

Mit der „Musikfantasie“ spielerisch das Notenlesen lernen.
- Die Rhythmusraupe: In der Rhythmusraupe finden Lehrer Ideen für Musik und Tanz sowie Spielvorschläge. Die zugehörige CD bietet tolle Hörbeispiele.

Tolle Musik-Spiele und Arbeitsbögen bietet die „Rhythmusraupe“.
- Instrumentenkarussell: Spielerisch alle Musikinstrumente ausprobieren und Noten- sowie Pausenwerte erlernen: Das ist das Ziel von INKA Das Instrumentenkarussell.

Wie sieht eine Trompete aus und wieviel Saiten hat eine Geige? Musikschüler können ihr Wissen im „Instrumentenkarussell“ testen.
- Frühlings-Musik im Kindergarten: Mit der Frühlings-Musik im Kindergarten können schon die Kleinsten musikalisch die Jahreszeiten entdecken.
- Rätselspaß mit Pius: Rätselspaß mit Pius bietet 40 Arbeitsblätter voller Rätsel und Spiele, die musikalisches Basiswissen vermitteln.

Musikalisch den Frühling begrüßen und Musik-Grundlagen mithilfe von Rätseln erlernen: Die „Frühlings-Musik“ und der „Rätselspaß mit Pius“ machen den Kleinsten viel Spaß.
Ensemble/Schulorchester/Chor – unsere Top 5
Teamarbeit und gute Kommunikation ist beim Musizieren in einem Ensemble oder Chor gefragt. Die passenden Noten dafür finden Sie bei uns in den Kategorien Ensemble Noten und Chornoten.

Bei „99 Songs“ ist sicherlich das Passende für jeden Kinderchor dabei.
- Die Kinder des Monsieur Mathieu: Drei Songs aus dem bekannten französischen Film bietet das Notenbuch Die Kinder des Monsieur Mathieu. Die Kompositionen sind für einen zweistimmigen Kinderchor geeignet und werden von Streichern oder einem Klavier begleitet. Eine deutsche Übersetzung ist enthalten.

Perfekt für Kinderstimmen: Die drei schönsten Songs aus „Die Kinder des Monsieur Mathieu“.
- Easy Pop Chor: Das Notenbuch Easy Pop Chor Vol. 1 bietet fünf einfache Arrangements deutscher Popsongs für zwei- bis dreistimmigen Chor. Ideal für Schul- und Jugendchöre geeignet.

Deutsche Popsongs von Nena, Echt und Tim Bendzko: auch für Anfänger leicht nachzusingen.
- Rhythmusspiele: Rhythmusspiele der Welt von Rolf Grillo bietet Spielideen aus aller Welt für zwei bis 300 Mitspieler, die spielerisch das Rhythmusgefühl schulen. Dank der beigelegten CD und DVD fällt es leicht, die Lieder und Choreografien schnell zu erlernen.
- Summer of 69: Mit unseren Noten für Summer of 69 kann ihr Ensemble ganz einfach den Pop-Klassiker des kanadischen Musikers Bryan Adams nachspielen. Die Arrangements sind flexibel einsetzbar und für 4 Stimmen angelegt.

Spielerisch Rhythmusgefühl erlernen und im Ensemble „Summer of 69“ spielen: So macht Musikunterricht Spaß.
Was ist Ihre Meinung zum Zusammenspiel von Musikunterricht und Sozialkompetenz? Haben Sie bei sich selber oder Kindern in Ihrem Umfeld positive Effekte der Musikausbildung bemerkt? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!
Und falls Sie auf der Suche nach noch mehr Notenbüchern sind: Schauen Sie doch einfach in unserem Shop vorbei.
Bildnachweise:
Titelbild: © iStock/ZouZou1, Bild 1, 2, 3: © iStock/Highwaystarz-Photography, Bild 4 (Collage): Links: © Sonja Wietzel-Winkler/Wikimedia Commons, rechts: (© Hans-Peter Schwarzenbach/Wikimedia Commons, Bild 5: © iStock/monkeybusinessimages